Die Tiernutzung steht zunehmend in der Kritik, da sie immenses Leid bei den betroffenen Tieren verursacht und eine bedeutende Rolle bei der Klimaerhitzung spielt. Ein Aspekt, der weniger beachtet wird, sind die Folgen, die die Tiernutzung post-industrieller Gesellschaften auf Menschen in anderen Teilen der Welt hat. Deswegen haben wir auf dem Workshopfestival Globale StadtGestalten diesem Thema einen ganzen Workshop gewidmet.

Landraub, Verlust der Lebensgrundlagen durch die Klimaerhitzung, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, Hunger – all diese Auswirkungen auf Menschen sind Teil der Produktion von Nahrungsmitteln tierlichen Ursprungs. In Kleingruppen haben Teilnehmende unseres Workshops „Globale Auswirkungen der Tiernutzung“ diese Aspekte untersucht. Sie konnten erfahren, welche Mittel Großgrundbesitzer_innen in Brasilien gegen Kleinbäuer_innen einsetzen, um sich deren Land für die Produktion von „Tierfutter“ anzueignen, mit dem in den reichen Ländern sogenannte Nutztiere „gemästet“ werden. Welch eine Verschwendung von Ressourcen wie Kalorien, Land und Wasser diese „Futtermittel”-Produktion ist und wie sehr sie zur Klimaerhitzung beiträgt, war Thema einer zweiten Gruppe. Dass “Biofleisch” dabei nicht weniger schädlich, sondern etwa im Fall von Hühnerfleisch sogar noch zerstörerischer ist, war eine Erkenntnis, die alle Teilnehmenden überrascht hat. 

Eine andere Gruppe hat erarbeitet, welche Regionen der Welt am drastischsten von der Klimaerhitzung betroffen sind – nämlich Regionen, deren Bevölkerungen insgesamt weder aktuell noch historisch übermäßig große Mengen an Treibhausgasen verursacht haben. Und dass diese Menschen weniger Ressourcen haben, sich vor diesen teils tödlichen Folgen zu schützen, als die Bevölkerungen der verantwortlichen, reichen Gesellschaften. Wie auch in unserer Gesellschaft Menschen, nämlich Arbeitsmigrant_innen ohne fundierte Kenntnisse der deutschen Sprache und Kontakte vor Ort, in der Fleischindustrie geradezu um ihren Lohn betrogen werden und wie ihre Gesundheit täglich aufs Spiel gesetzt wird, war das Thema einer weiteren Gruppe.

Ein großer Teil dieser Ergebnisse war neu für die Teilnehmenden und hat dementsprechend für Empörung gesorgt. Für die daraus entstandenen Diskussionen war im Anschluss an die Präsentation der Ergebnisse Zeit. Neben der Reflexion globaler Machtverhältnisse und ökonomischer Zwänge drehte sich das Gespräch zu einem großen Teil um die Handlungsspielräume der Teilnehmenden: Wie können wir dieses System so verändern, dass es gerecht für alle weltweit wird? Wer hat welche Möglichkeiten in der Gesellschaft und wie sind diese Möglichkeiten, etwa durch Geld, ungleich verteilt? Welche Maßnahme bringt welchen Nutzen? Was kann ich tun?

Es war uns eine Freunde, dass wir bei diesem Workshopfestival dabei sein durften, und wir freuen uns schon auf die nächste Einladung.