Dieses Jahr gab es gleich doppelt Grund zu feiern: den 50. Jahrestag des Aufstandes in der Christopher Street in New York. Und die ersten Tierrechtsblöcke bei der Christopher-Street-Day-Demonstration sowie beim Dyke* March in Berlin. Auch Berlin-Vegan war Teil davon.

„Wir möchten … zeigen, dass die Tierbefreiungsbewegung für die Ablehnung aller Formen von Herrschaft, Ausbeutung, und Unterdrückung sowohl nicht-menschlicher als auch menschlicher Tiere einsteht.“ Aus dieser Überzeugung heraus riefen The Vegan Rainbow Project und Queers for Future dieses Jahr dazu auf, als offen erkennbarer Teil der Tierrechtsbewegung bei Dyke* March und Christopher-Street-Day (CSD) mitzudemonstrieren. Einen ganzen Truck beim CSD organisierte die Gruppe Queer Vegans. Ihr Aufruf ging in dieselbe Richtung, in dem sie „jegliche Brutalität verurteilen [wollen], die gegenüber nichtmenschlichen Tiere eingeschloßen.“

Damit beziehen sich die Queer Vegans auf die Polizeigewalt, gegen die sich homosexuelle und transgeschlechtliche Besucher_innen der Bar Stonewall Inn in New York 1969 erfolgreich wehrten. Dieser aktive und erfolgreiche Widerstand gilt als Meilenstein in der Bewegung für die Rechte queerer Personen und wird jedes Jahr weltweit gefeiert. So auch am letzten Juli-Wochenende in Berlin. In Erinnerung an das Zentrum der Proteste, die Christopher Street, wird die Demonstration in Deutschland Christopher-Street-Day genannt und findet seit über 40 Jahren statt.

Selbstbewusst lief die Tierrechtsgruppe um The Vegan Rainbow Project an der Spitze des CSD-Zuges, der über 30 Fußgruppen und 90 Trucks umfasste. Somit waren schon ganz am Anfang der Demonstration Parolen zu hören, die die zahlreichen Umstehenden hier wahrscheinlich nicht erwartet hatten: „Wir sind laut, wir sind hier, für die Befreiung von Mensch und Tier!“ oder „No border, no nation, no coal power station!“ („Keine Grenze, keine Nation, kein Kohlekraftwerk!“). Die kämpferisch-entschlossene Stimmung des Blocks bekam durch soulige Gesangseinlagen von Séimí, gemeinsam mit den anderen Demonstrierenden im Call-and-Response-Stil gesungen, eine freudig-euphorische Färbung, die Rhythmen von Drums over Knives brachten viele zum Tanzen. So trugen Mitglieder von The Vegan Rainbow Project gemeinsam mit Queers for Future, Faggots for Future, Extinction Rebellion, Berlin-Vegan und dutzenden weiteren Personen eine starke und umfassende Botschaft nach einem grundlegenden Wandel im Umgang mit anderen Spezies und der Welt als Ganze in die Christopher-Street-Day-Parade und die Gesellschaft.

Wenige Kilometer weiter hinten in diesem schier endlosen Demozug fuhr der Queer Vegan Truck. Der liebevoll gestaltete Wagen brachte nicht mit gerufenen Parolen Tierrechtsbotschaften unter die Leute. Seine Mittel waren vielmehr Musik, die zum Feiern einlud, seine Deko und die Slogans, die auf den Wagen geschrieben waren oder hinter dem Wagen her getragen wurden. Ein Hingucker war der Queer Vegan Truck nicht nur durch seine unerwartete Tierrechtsbotschaft. Auch seine detailreiche grafische Gestaltung mit DIY-Ausstrahlung boten eine tolle Abwechslung vom durchgestylten Einerlei vieler Wagen vor und hinter ihm, die von großen Firmen oder von internationalen staatlichen Institutionen in die Demo geschickt worden waren.

Am Vorabend des CSD, also am 26. Juli, fand wie in den letzten Jahren der Dyke* March statt, der mehr lesbische Sichtbarkeit fordert. Ganz ohne kommerzielle Wagen, dafür mit vielen selbstgemachten Schildern, zog er vom queer-feministischen Hausprojekt Liebig 31, das von Gentrifizierung bedroht ist, zum Kottbusser Tor. Auch hier bildete sich ein deutlich sichtbarer Tierrechtsblock um die Organisierenden von The Vegan Rainbow Project aus Regenbogenfahnen mit der Aufschrift „VEGAN“, unserem Schild „BERLIN-VEGAN LIKES DYKES*“ und anderen Schildern und Fahnen mit Tierrechtsbezug.

Viele Tierrechtsaktivist_innen engagieren sich seit Jahren im Kampf gegen Diskriminierung queerer Personen, gegen zweigeschlechtliche Normierung und Heteronormativität. Auch viele Queer-Aktivist_innen leben vegan und sprechen sich für Tierbefreiung aus. Und viele sind Tierrechts- und Queer-Aktivist_innen in einer Person. Mit den drei Tierrechtsblöcken bei Christopher-Street-Day und Dyke* March wurde diese jahrelange Realität offensichtlich. Und, dass der Kampf gegen Abwertung und Ausbeutung nicht-menschlicher Tiere eng mit dem Kampf gegen Abwertung und Ausschlüsse von Menschen verbunden ist.

Weitere Impressionen von den Tierrechtsblöcken bei CSD und Dyke* March findest Du hier:

Queers for Future

Queer Vegan Truck (Facebook-Account erforderlich)

The Vegan Rainbow Project

V-Partei3