Bislang war Mitte-Mitte, also das Dreieck Reichstag-Gropiusbau-Alexanderplatz, obwohl es vielen Berlin-Touristen als Innenstadt vorgeführt wird, für vegane Ernährung ein absolutes Ödland. Außer dem altgedienten Samâdhi gibt es quasi keine veganen Restaurants und auch die zahlreichen Behörden und Firmen, die hier ihre Kantinen haben, lassen ihre vegan lebenden Mitarbeiter_innen lieber hungern. Sogar das Bundesumweltministerium, dessen Caterer eine vegane Menülinie anbietet, hat diese bis heute nicht bestellt.

Etwas verbessert hat sich die Situation erst, als am Leipziger Platz die “Mall of Berlin” öffnete. Dieser Einkaufshochbunker wurde zwar wegen des bis heute nicht funktionierenden Brandschutzes und der Entscheidung des Investors, mit Baufirmen zusammenzuarbeiten, die ihre Mitarbeiter_innen nicht bezahlen, gerne als “Mall of Shame” bezeichnet, der Food Court jedoch stellt für vegan lebende Menschen endlich ein bisschen Auswahl zur Verfügung.

Höhepunkt ist natürlich die Zweigstelle des bereits vom Winterfeldplatz bekannten Falafel-Imbiss Boussi, der zwar hier kein Selbstbedienungs-Buffet anbietet, aber dessen Karte deutlich macht, dass alle Speisen vegan erhältlich seien, sogar der Halloumi. Alles ist gewohnt frisch, lecker und, auf Wunsch, auch ordentlich scharf.

Als Ersatz für den Flammkuchenladen, der kurz vor der Schließung auch vegane Flammkuchen anbot, ist der israelische Hummusstand “Lisa’s Haus” (mit sächsischem Plural) eingezogen. Hier taucht aber das Wort “vegan” auf der Karte leider nicht auf, die Preise sind höher und insgesamt ist die Anmutung schmuddeliger als bei der arabischen Konkurrenz. Diese Schlacht im Hummuskrieg gewinnt also der Libanon.

Bei ImmerGrün und YouFresh, die sich um den leider auch vorhandenen McDonalds herumschmeicheln, gibt es vegane Wraps, bei letzterem auch vegane Tagessuppen.

Bei Shimai gibt es (auch) vegane Sushi vom Laufband, allerdings nicht deklariert. Und wer lieber Gemüse und Tofu in der herzhaften Glutamatsoße zu seinem Reis möchte, wird beim Asia-Pavillon fündig, auch hier aber erst auf Nachfrage.

Undeklariert vegane Snacks gibt es auch an zahlreichen anderen Ständen. Es lohnt sich also, ein bisschen herumzuschauen und zu fragen, auch um den Druck auf die Gastronomen zu erhöhen, ihre veganen Produkte zu kennzeichnen.

Leider ist die Dessertsituation nicht ganz so gut. Zwar gibt es bei der “Bären Company” auch veganes Fruchtgummi, das mit vier Filialen in der Mall vertretene Eiscafé Al Teatro hat jedoch kein veganes Eis, dazu kann aber in die nahe liegenden Potsdamer Platz Arkaden gewechselt werden, dort hat “Caffè e Gelato” ein paar Sorten in vegan vorrätig.

Insgesamt gibt es also endlich auch im Zentrum von Berlin etwas mehr vegane Auswahl. Traurig ist aber, dass in der gleichzeitig eröffneten Mall “Milaneo” mitten in Stuttgart die vegane Auswahl deutlich größer ist. Entwickelt sich Stuttgart also zum neuen Berlin? ;-)