[teaser]Am 19. Februar hörte ich im Radio ein Interview mit dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Fleischwarenindustrie und Chef des Fleischwarenkonzerns „Wiltman“, Dr. Wolfgang Ingold.[/teaser]

Er äußerte sich zu dem aktuellen Fleischskandal und den einen Tag zuvor beschlossenen schärferen Kontrollen und höheren Strafen für Lebensmittelbetrüger.

Die Wortwahl Herr Ingolds in diesem Interview dürfte keine_n Vegetarier_in und keine_n Veganer_in unberührt lassen. Er sagte wortwörtlich: „Ich kann Ihnen das an einem Beispiel aus unserem eigenen Unternehmen darlegen. Wir zerlegen unsere Materialien selbst.“

Unsere Materialien? Hallo?! Geht’s noch?! Wie pervers und vom Leben entfremdet kann man eigentlich noch sein? Die Rede ist hier schließlich von Tieren, von fühlenden Lebewesen und nicht von Gegenständen! Doch damit war dieser unfassbaren Gefühllosigkeit kein Ende gesetzt. Der Chef des Fleischwarenkonzerns meinte weiter: „Wir müssen wissen: Von wem erhalten wir unsere Rohstoffe?“ und dass „Warenströme“ nachvollziehbar sein müssten.

Ich war einfach nur fassungslos. Empörung, Wut und Traurigkeit stiegen in mir auf und ich hätte Herrn Ingold am liebsten geschüttelt und gefragt: „Hören Sie sich eigentlich selbst reden? Haben Sie gar kein Mitgefühl mit den Tieren, die zu Tausenden bei Ihnen geschlachtet und deren Leichen zerlegt und ‚verarbeitet‘ werden? Finden Sie nicht, dass Tiere genauso wie Menschen und alles Leben auf der Welt unseren Respekt verdienen? Und dass wir diesen Respekt mit unserer Sprache und unserem Handeln bezeugen müssen?“ Ich glaube, wir können uns alle vorstellen, was ein_e Präsident_in der Fleischwarenindustrie und ein_e Vorsitzende_r eines Fleischwarenkonzerns auf diese Fragen antworten würde.

In dem Interview wurden Tiere zur Ware degradiert, zum Material, zum Rohstoff. Sie wurden in ihrer Bedeutung auf nur einen Sinn und Zweck herabgesetzt: Dem Menschen als Lebensmittel zu dienen. Sie wurden erniedrigt, indem sie als eine Sache dargestellt wurden, die der Mensch für seine egoistischen und unreflektierten Belange verwendet, verbraucht, aus- und benutzt.

Unsere Sprache gibt nicht nur Auskunft darüber, wie unsere persönliche Einstellung zu einem bestimmten Thema ist; sie ist auch ein Spiegel der Gesellschaft und der jeweiligen Kultur mit ihren Normen und Werten. Durch Sprache wird somit auch unsere Beziehung zu Tieren charakterisiert: Begegnen wir ihnen mit Liebe, Demut und Respekt oder mit Missachtung, Gleichgültigkeit und Arroganz? Die wenigsten von uns würden sich auf eine Weise wie oben beschrieben über andere Menschen äußern. Tiere haben eine solche Behandlung ebenso wenig verdient! Sie sind nicht schlechter als Menschen – und in vielem sogar erheblich besser.

Achten wir also auf unsere Worte. Denn unsere Worte werden zu Taten!